NL#279 – Fetisch Firsthöhe
Veröffentlicht: 6. Oktober 2020 Abgelegt unter: Bauen, Entwickeln und Planen 5 KommentareEs geht um 1 m. Und es geht um’s Ganze für Menschen in unserer Gemeinde, die bezahlbaren Wohnraum brauchen. Die Entscheidung dazu fällt auf der Sitzung des Gemeinderats am morgigen Mittwoch (19:00h im Schützenhaus). Und wir appellieren noch mal an alle Ratskolleg*innen bei diesem Punkt nicht wegen dogmatischer Haltungen ein für Jesteburg – für unsere wohnungssuchenden Mitbürger*innen – sehr wichtiges Bauprojekt zu verhindern. Wegen nur eines Meters. Wegen eines Meters?
Zu entscheiden: lassen wir beim B-Plan Brettbeckskoppeln – bei der geplanten Errichtung von Mehrfamilienhäusern mit bezahlbaren Wohnungen auf dem ‚Zirkusgelände‘ – eine Firsthöhe von 12 m zu? – oder geben wir – ziemlich willkürlich – 11 m vor und bremsen damit die KWG (Kommunale Wohnungsbaugesellschaft) und unser jetzt schon über mehrere Jahre projektiertes Bauvorhaben aus?
Hintergrund:
Die Kürzung kostet. Sie schlägt auf die Mietpreise durch (die Festsetzung, 1 m weniger Firsthöhe, verteuert das Bauvorhaben so, dass die Herstellungskosten-Obergrenze von 2.500 € pro Quadratmeter Wohnfläche nicht mehr eingehalten werden kann). Damit wird dieses Projekt ‚bezahlbares Wohnen in Jesteburg‘ erschwert. Oder gar verhindert.
Der Fetisch-Meter führt zu
- einer anderen Dachneigung
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schlechterer Raumausnutzung
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einer minderen Ästhetik
(Proportionen sind entscheidend, fragen Sie mal Architekt*innen Ihres Vertrauens!)
Was auch zur Wahrheit gehört:
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es gibt eine große Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum, für die letztes Jahr erstellten 9 Wohnungen am Pfarrweg lagen 70 Bewerbungen vor.
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das Objekt am Pfarrweg hat eine Firsthöhe von – ? – genau: 12 m!
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es gibt Gebäude mit einer Firsthöhe von mehr als 11 m, und damit ist nicht nur das neue Bettenhaus der Waldklinik gemeint; das bestehende Haus direkt neben dem geplanten Objekt hat eine Firsthöhe von 12 m
Wir hoffen, dass sich im Rat eine Mehrheit für die richtige Lösung findet – wir werden eine Kompromissvorschlag einbringen, der 12 m zumindest explizit bei Vorhaben des bezahlbaren und sozialen Wohnraums zulässt – und wir dann doch bald neue Nachbar*innen an den Brettbeckskoppeln begrüßen dürfen!
Und wie immer interessiert uns Ihre Meinung. – Schreiben Sie mir gern! – steffen.burmeister@gmx.de.
Glückliches Deutschland, wenn das wirklich unsere Probleme sind, haben wir es mit Luxusproblemen zu tun. Friedrich Duschek
Einen Meter hin oder her, vielleicht ist das wirklich nicht so entscheidend. Aber was hier gelten soll, muss dann auch woanders gelten. Ich bin überrascht, dass dieser Aufruf nicht auch für die Bauprojekte in Itzenbüttel gestartet wurde. Soll hier mit unterschiedlichen Maßstäben (öffentliche/private/professionelle Bauträger) entschieden werden? Das sollte msan sich gut überlegen.
Ich halte die Argumentation von Herrn Burmeister für schlüssig. Natürlich kann man auch anderer Meinung sein, aber dann nimmt man in Kauf, dass bezahlbare Mieten im jesteburger Mehrfamilienhausbau nicht möglich sind.
Nach meiner Kenntnis ist von den jesteburger Politikern ein moderater Bevölkerungszuwachs gewollt. Die damit einhergehende Bauplanung muss mehr denn je darauf hinzielen, den
Flächenverbrauch einzuschränken. Das geht nur, wenn mehr in die Höhe gebaut wird. Und dazu noch ein Hinweis, der weit über unser Handeln in Jesteburg hinausgeht: Eines der größten Probleme der Menschheit ist der Rückgang der Artenvielfalt, die Einschränkung der Biodiversität. Alleinige Ursache ist der Naturverlust infolge von Flächenverbrauch.
Die Notwendigkeit einer Firsthöhe von 12m wurde plausibel und nachvollziehbar erklärt, welche Argumente bringt die Opposition für die Notwendigkeit einer Firsthöhe von 11m hervor?
Mich würde mal die Motivation / Argumente interessieren, die dazu geführt haben, dass die Mitglieder der Mehrheit des Verwaltungsausschusses gegen eine Firsthöhe von 12m gestimmt haben.